Schwach

Wenn Markus Söder „Mobilität“ sagt, so klingt das wie „Mobbiltät“, die Betonung auf „o“. Im gleichen Atemzug sagt er „Digitalisierung“, auch hier die Betonung auf „Diggi“. Also Mobbidiggi! So kommt zusammen, was zusammen gehört. Mobbidiggi, das neue Mantra aller Politiker, das Zauberwort, der Heilsbringer, der erlösende Schritt in eine glorreiche Zukunft. Die Algorithmen vernetzen die Welt, verbinden und verbrüdern sie, ölen Kommunikationsstränge, durchschlagen endlich die Knoten von Missverständnissen und Informationsmängeln. Wir verstehen uns endlich, nie wieder Krieg! Eine Vision wird wahr. Stören tut dabei eigentlich nur der Mensch, dieses mangelhafte, fragile Etwas, anfällig für Emotionen und Stimmungen, geschrieben von einem metaphysischen Informatiker, der offenbar die Unvollkommenheit als Spannungsfaktor bewusst mit eingebaut hat, damit es uns auf unserer Erde nicht zu langweilig wird. Als Beispiel möchte ich meinen verzweifelten Versuch anführen, meinen Gasanbieter zu wechseln.

Nach vier Anrufen, vier unterschiedlichen Auskünften, vier verschiedenen osteuropäischen Akzenten und zahllosen Fragezeichen, habe ich fast das Tor zum Wahnsinn aufgestoßen und resignierend aufgegeben. Selbst Alexa hatte keine Antwort. Der Mensch ist einfach zu schwach. Mit den vergötterten Algorithmen wird es immer komplizierter und wirrer, statt einfacher. In Sachen Wärmeversorgung kehre ich zurück zum guten alten Lagerfeuer.

Schildbürger

Irgendwann mal hat sich bei uns in Nordfriesland der/die Beauftragte für die Pflege der friesischen Sprache gemeldet und eine Idee gehabt. Wie die es zur kostspieligen Realisation geschafft hat, ist mir schleierhaft. Warum sich der/die Zuständige für die Optimierung öffentlicher Verkehrsschilder unter Berücksichtigung menschlicher Wahrnehmungsfähigkeiten, dazu ein Fachmann des ADAC, zuständig für die Verhinderung optischer Überforderung im wühligen Straßenverkehr, nicht vehement dagegen gewehrt haben, auch das ist mir schleierhaft.

So nun prangen in neuester Zeit an den Verkehrsknotenpunkten in unserer Region riesige, vollgeschriebene, gelbe Verkehrsschilder, auf dem unter jedem Ortsnamen die friesische Bezeichnung steht, z.B.: Niebüll/Naibel, Dagebüll/Doogebel. Schlüttsiel/Slütsil oder Bordelum/Boorlem – und Föhr/Feer, Amrum/Oomram. Verkehrsschilder dienen jetzt der Pflege der friesischen Sprache und deren mobiler Unterrichtung. Es gilt nun für den Autofahrer, in voller Fahrt und neben anderen Ablenkungen wie Schilder, Werbetafeln, wohlgeformter Frauen oder Männer und der Beachtung der ganz normalen Straßenverkehrsteilnehmer und deren Fahrverhalten, im Bruchteil eines Augenblicks zu erfassen und zu verstehen, dass die friesischen Ureinwohner, mächtige, weißhäutige Männer mit ebensolchen Frauen, einst zum Baden nach Slütsil gefahren sind.

Bei dieser vergnüglichen Vorstellung darf ihm aber nicht die Konzentration abhanden kommen. Von dieser außerordentlichen Herausforderung erfährt man in keiner Fahrschule. Ich bin schon lange der Meinung, dass die gepriesenen, digitalen Segnungen unser Leben immer komplizierter und nicht einfacher machen, nun erreicht diese Entwicklung sogar die Verkehrsschilder. Jedenfalls in Nordfriesland/Nordfriiskland.

Extremsportler

Ausgangspunkt und Start des Trails war Hamburg, die gesamte Tour betrug insgesamt 850 Kilometer quer durch Deutschland, mit den unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden. Eine echte Herausforderung für jeden Extremsportler.

Quer durch Felder, Wälder und Höhen verlief die Strecke, gelegentlich mal durch eine menschliche Siedlung, wo man seine Versorgung aufstocken, vor allem frisches Wasser bekommen konnte, was nötig war, um seinen durch Stress und Strapaze gezeichneten Körper die zwingend notwendige Flüssigkeit zuzuführen. Wichtig war, dass man im Zeitfenster blieb und an den jeweiligen Stationen an der Strecke auf die Durchsagen achtete, die oft wegen ausländischer Teilnehmer zweisprachig und oft schwer zu verstehen waren.

Der Veranstalter hatte sich noch andere Schikanen einfallen lassen und Treppenstufen und Tunnel eingebaut, manchmal einfach die Streckenführung oder Zeiten geändert, auch Hindernisse in den Weg gelegt. Auch die Toiletten waren teilweise schikanös verschlossen. Mit seinem Gepäck stieß man echt an seine körperlichen Grenzen und musste sich oft gegen Schmerz und Müdigkeit durchbeißen.

Immer wieder traf man auf andere, erschöpfte Teilnehmer, auch viele ältere, die sich erstaunlicherweise dieser Marter ausgesetzt hatten. Alle einte der Wunsch anzukommen. Weit über meine Idealzeit erreichte ich dann im ICE der Deutschen Bahn von Hamburg nach Regensburg gegen Mitternacht meinen Zielbahnhof. Ich war echt fertig.