Willkommen!

Besuch, das klingt nach Wiedersehensfreude und Herzlichkeit und alte Freunde wieder mal innig in den Arm nehmen, sie zu verköstigen, viel zu fragen, viel zu erzählen. „Besuch ist wie Fisch, nach drei Tagen stinkt er“, heißt es. Nicht dieser Besuch, niemals. „Fühlt euch wie Zuhause“, sage ich und meine es so. Frank nimmt das wörtlich und breitet erst mal sein Rasierzeug im Bad aus. Anika hängt unseren Garderobenständer mit ihrer Kleidung voll und stellt ihre Pantoffeln in die Diele. Sie schlafen lange und frühstücken noch, während unsere Kaffeetassen längst gespült sind. Frank latscht gerne noch in ausgeleierten Unterhosen herum, während Anika endlos duscht und sich anschließend mit einem turmhohen Badehandtuchturban an den Tisch setzt. Er schlürft laut seinen Kaffee, sie popelt sich aus den Brötchen den Teig heraus. Danach raucht er draußen eine Zigarette, während sie mit Yoga die Sonne begrüßt. Sie verträgt keine Tomaten und Zwiebeln, er mag kein alkoholfreies Bier und geschlossene Fenster. Sie wäscht ungern ab, er stößt gerne auf. Nach einer Woche fahren sie wieder. „Kommt bald wieder“, flehen wir. Seine ungepflegte elektrische Zahnbürste schicke ich ihm mit der Post nach.