Miss you

Die jungen Männer von heute werden immer breiter. Das ist nur bedingt Veranlagung, in der Regel die Folge von schweißtreibendem Training, zumeist in Bodystudios, teils auch zuhause. Inspiriert wird unsere Jugend durch Schauspieler aus den USA, die so aufgepumpt sind, dass man den Eindruck hat, ihre Köpfe werden immer winziger und ihre Oberarme die neuen Oberschenkel. Dieser Trend liegt voll im männlichen Bedürfnis, Kraft und Stärke zu demonstrieren, eine naturgegebene Wesensart aus den Zeiten von Keule und Mammut. Außerhalb der Zweckmäßigkeit sich zu ernähren oder seine Frau zu beschützen, entlud sich solcherart aufgestaute Energie in der Menschheitsgeschichte gerne auch in dem Wunsch, nicht nur keinem Streit aus dem Wege zu gehen, sondern ihn vielmehr zu suchen. Die gängige Bezeichnung dafür ist „Krieg“. Einer dieser jungen Krieger stand gestern mit seiner Freundin vor mir in der Eisdiele. Während ich in seinem mächtigen Schulterschatten schon mal über die Wahl meiner Eissorten nachdachte, fiel mein Blick auf ein Tattoo auf seinem mächtigen Unterarm: „miss you mom, 1.1.2019“.