Gefordert

Ich lese: „Neurologen entdecken neuerdings die Pflanzenwelt für sich.“

Wissenschaftler müssen überall ihre Nase reinstecken, nun haben sie also entdeckt, dass Pflanzen sprechen können. Neu ist das Thema nicht (mein Benjamini ist die reinste Plaudertasche), aber die Natur liegt halt halt im Trend. Überlagert wird in meinem häuslichen Alltag das tägliche Geplapper aus den Blumentöpfen und Vasen allerdings von viel dominanteren Nervensägen. Kaum bin ich morgens ins Bad geschlurft, quatscht mich die Klorolle an, dass sie nur noch drei Blätter hat und der Spiegel will, dass ich ihn putze. Bin selber noch nicht gewaschen und befriedige als Erstes die Eitelkeit eines Wandspiegels, so weit kommt´s noch. In der Küche geht das gnadenlos weiter. Das Geschirr in der Spüle plärrt, warum es noch nicht abgewaschen ist und die vier leeren Bierflaschen wollen unverzüglich in ihren Kasten zurückgebracht werden. Wo ich auch hinsehe, täglich werde ich von irgendwelchen Dingen angemacht, die irgendetwas von mir verlangen. Besonders hartnäckig ist das Bild, was seit Monaten in der Diele auf dem Boden steht. „Häng mich endlich auf!“, schreit es. Widerlich. Ich möchte einmal entspannt durch meine Wohnung gehen, nur ein einziges Mal, ohne dass mir irgendwer ein schlechtes Gewissen macht. Meine Geduld hat auch Grenzen. Vorhin zickte mich der Müll an, warum ich ihn nicht nach draußen bringe, er sei hier ja wohl nur der letzte Abfall? Also, auf die Befindlichkeit von einem Psycho habe ich ja nun überhaupt keinen Bock. „Geh doch selber!“ hab ich ihn angebrüllt. Da hat er vielleicht blöd aus ´m Eimer geglotzt.