Brot und Quizshow

Was ist die Volksdroge Nummer Eins? Zucker? Falsch. Alkohol? Falsch. Sex? Ganz falsch. Die Antwort ist: Unterhaltung. Schon die alten Römer kannten das Volksablenkungskonzept „Brot und Spiele“. Gebt ihnen ein leckeres Ciabatte und einen Platz im Kolosseum, schon sind sie glücklich und regen sich nur noch auf, wenn es nicht spannend genug ist. 1900 Jahre später haben wir dafür Fußballstadien, aber der größte Spielplatz ist das Fernsehen. Dort werden ständig „Superstars“, „Supermodels“, „Superdancer“, „Superköche“ oder „Supersportler“ gekürt, fressen angeschimmelte Promis im Dschungelcamp Raupen, baggern in Kuppelshows Bachelors unverhohlen um willige Weibchen oder Bacheloretten um scharfe Männchen, suchen einsame Bauern ein Schweinchen und Bäuerinnen die richtige Sau. Die Kamera begleitet alle, Auswanderer und Einwanderer, auch Gerichtsvollzieher und Kammerjäger, Zivilstreifen und Rollkommandos, Goldsucher und Erbschleicher, Häuslebauer und Nestbeschmutzer, Zuhälter und Geheimdienstler, chronisch Verstopfte und latent Inkontinierte, Schwanzvergrößerer und Magenverkleinerer, filmt Operationen, Geburten, Unfälle, Tote, Halbtote, Taubenzüchter, Hundetrainer, Bodytrainer, kraucht in die dunkelsten Nischen unserer Gesellschaft, filmt Alkoholiker, Adipöse, Magersüchtige, Depressive, Drogenabhängige, Harzvierer, Minijobber, Schwarzarbeiter, Heimbewohner, all die Außenseiter, Verlierer, Verlorenen und Abgeschobenen unserer Gesellschaft.

Auf der Suche nach immer neuem Futter für die ablenkungshungrige Masse sind längst alle Tabus gefallen, ist jede Scham und Würde verloren gegangen, haben Voyeurismus und Häme Einzug gehalten, erschaudern die Zuschauer vor dem Blick in die Leprakolonie und sind froh, dass sie noch alle Finger haben, mit denen sie auf sie zeigen können. Unser Fernsehen ist ein abgrundtiefer Schlund medialer Verkommenheit. Aktuell boomen Quizshows auf allen Kanälen. Alle Moderatoren/innen die leidlich vorlesen können, moderieren eine. Als Kandidaten/innen fungieren dominant das rastlos von Studio zu Studio springende Rate-Pack: Günter Jauch, Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk. Bereit? Dann hier die Frage: Wofür halten die deutschen Fernsehsender ihre Zuschauer? 1. Für Einzeller, 2. Für Affen, 3. Für Simpel, 4. Für evolutionären Schrott. Bis zu vier Antworten sind richtig. Nächste Woche „Sodom und Gomorrha“: das Internet.