Aber sicher
Ich erinnere mich noch, als man sich SMS (Short Message Service) schickte. Damit kam das schnelle Wort in Mode, einfach mal kurz „Hallo!“ oder „Lebe wohl“ sagen, oder „Wie geht´s? oder „Kannst mir was borgen?“ fragen. Bilder oder Filmchen zu schicken kostete noch Speicher und Zeit. Dann kam plötzlich „WhatsApp“ und nun brachen die Dämme. Jetzt bekam man im garstig-heimischen Winter Urlaubsfotos vom Strand in der Dominikanischen Republik, Bilder vom gelungenen Schweinebraten, die launige Festrede zu Muttis runden Geburtstag und jede Menge lustige Filmchen aus aller Welt. Ein Bekannter aus Süddeutschland schickte mal ein Video mit seiner speisenden Familie. Man hörte nur Gabeln und Messer klappern und genüssliches Schmatzen. Minutenlang. In diese interaktive Idylle platzte eines Tages die hässliche Information, dass WhatsApp „nicht sicher“ sei. Mich persönlich verschreckt das nicht, ist mir doch hundertprozentig klar, dass Bill Gates und Marc Zuckerberg längst gecheckt haben, dass ich Schuppenshampoo benutze und heimlich im Stehen pinkle. Jüngst, in einem Artikel in der FAZ, fand ich zudem noch bestätigt: „Zweistellige Milliardenschäden durch Hacker. Es gibt keine absolute Sicherheit im Netz.“ Meine Freunde wechselten zu THREEMA, ich wechselte mit. THREEMA, so hieß es, sei sicherer. Nun kommunizierten wir auf der Schiene munter weiter. Gerade hatte ich mich entspannt, da hieß es, THREEMA sei nicht mehr sicher, TELEGRAM sei besser – ich solle unbedingt dorthin wechseln. Kaum hatte ich das getan, erreichte mich die Hiobsbotschaft, TELEGRAM sei nicht mehr sicher, auch Jan Böhmermann meinte das öffentlich und empfahl SIGNAL. Ich werde nun wohl zu SIGNAL wechseln. Sollte sich herausstellen, dass auch diese App meine Privatsphäre nicht vor digitalen Spannern schützt, so bekam ich schon einen Tipp von einem Insider: der innovativste Knaller auf dem globalen Kurznachrichtendienstmarkt hieße BRIEF, und zwar handgeschrieben, auf PAPIER! Wahnsinn! Die Entwicklung kennt keine Grenzen.