Straßenkampf

Ich fahre mal wieder Fahrrad in Berlin, auf einem Radweg kommen mir drei junge Kerle, nebeneinander in breiter Front, entgegen. Es wird sehr schwer für mich ihnen auszuweichen, Raum dafür ist jedenfalls keiner mehr da. Ein angeborenes Gefühl für Gerechtigkeit sagt mir, dass ihr Verhalten asozial ist. Ich quetsche mich mit meinem Fahrrad an die äußerste Kante des Fahrradweges, nur noch ein Blatt Papier passt zwischen mir und den Fußgängern. Die drei rauschen plaudernd an mir vorbei, einer touchiert mich noch leicht mit dem Ellenbogen. Ich bleibe stehen und rufe ihnen „Hey, hört mal, der Fahrradweg gehört allen!“ hinterher. Sie bleiben stehen und drehen sich um. „Halt doch deine Fresse!“, meint der in der Mitte. Der, der mich touchiert hat, ruft: „Fick dich!“ Der letzte bietet mir an: „Kannst was vor´s Maul haben, Opa!“ Was zu viel ist, ist zu viel. Ich brülle: „Opa? Ich bin kein Opa, ihr Spacken!! Meine Söhne denken gar nicht daran, mich zum Opa zu machen.“ Die drei stoppen, steigen ab und trösten mich. Sie hätten das nicht so gemeint, sagen sie, ich möge ihnen verzeihen. Einer nimmt mich in den Arm, der andere streichelt mir über den Kopf. „Okay, okay“, sage ich und wisch mir eine Träne aus dem Auge, „alles ist gut.“ Sie sind total erleichtert und steigen wieder auf ihre Räder. „Gute Fahrt“, rufe ich ihnen hinterher, „und fickt euch!“ Sie winken noch mal fröhlich.