Gut, die Männer haben jetzt fast 300.000 Jahre Zeit gehabt zu zeigen, was sie drauf haben – aber sie haben keine Gelegenheit versäumt sich zu prügeln, zu saufen, zu brüllen und sich dazwischen die Eier zu kneten. Nebenbei haben sie sich alle Machtpositionen gesichert und die weibliche Konkurrenz unter religiösen Vorwänden und selbstgestrickter Gesetze unterworfen, ihr allerdings großmütig einen warmen Platz am Herd und Wickeltisch zugewiesen. Die erste Frau die ohne Erlaubnis ihres Mannes den Führerschein machte, wurde noch Ende der fünfziger Jahre auf den Schafott geschleift, die zweite gesteinigt, weil sie nicht seine Partei gewählt hatte.
Starke Alibi-Frauen findet man in der Menschheitsgeschichte durchaus, allerdings verteilen sie sich dort wie Seepferdchen in einem Schwarm Barracudas. Kleopatra, Hildegard von Bingen, Mutter Theresa, ja, es gab sie, allerdings eher in Bereichen wie Naturkosmetik, Naturheilkunde oder Sozialarbeit, worauf die Männer sowieso keinen Bock hatten. In jüngeren Zeiten gönnten sie den Frauen großmütig die Ministerposten für Familie, Gesundheit und Digitalisierung, erst eine kampfgestählte Aktivistin aus der DDR schaffte es zum ersten Mal in der Geschichte der BRD, die Platzhirsche wegzubeißen und Kanzler*in zu werden. Gestern bekomme ich den neuesten STERN in die Hand, der sich zur EMMA des Gruner + Jahr Verlages entwickelt hat.
Der Chefredakteur bildet noch einmal 16 Titelblattsünden des STERN von 1969 – 2018 ab, allesamt mit schändlich entblößten weiblichen Körpern, und schreibt: „Kommt nicht mehr vor, versprochen!“ Reuig reihe ich mich ein: Nie wieder würde ich noch mal auf der Kunstschule unter dem scheinheiligen Etikett „Aktzeichnen“ nackte Frauen angaffen und zeichnen. Versprochen! Aber nur weil ein paar männliche Primaten ihre Triebe nicht im Griff haben, müssen wir uns nun zukünftig nur noch Titelblätter mit Delphinen, Hochbeeten und Burka-Moden, womöglich noch Robert Habeck oder Jens Spahn anschauen und wieder die Freibad-Spanner vor den Umkleidekabinen der Mädchen verscheuchen? Ich verbitte mir dann aber auch auf Facebook die Belästigung von blutjungen Frauen mit gewaltigen Oberweiten und aufgespritzten Mündern, die alle um meine Freundschaft buhlen. Aber seitdem ich im STERN las, dass Verona Pooth schon als Feldbusch schwer unter ihrer Figur und ihrem Aussehen gelitten hat und sich nur als getarntes Dummchen gegen männliche Begierden und Bohlen wehren konnte, habe ich ihr eine Freundschaftsanfrage gestellt. Ihrem wohlgefälligen Bescheid meines Antrages fiebere ich entgegen. Sperrt bitte einen geläuterten, weißen Mann nicht aus der neuen Zeit aus.