Der Mensch stammt wohl eindeutig von der Schnecke ab, anders kann ich mir den neuen Hype um die Wohnmobile kaum erklären. Fast jeder kauft sich heute so ein rollendes Heim, mal als Zweiachser, wie die Rübenbergers, mal als ausgebauten VW-Bus, wie Brigitte. Auf den Autobahnen fahren sie in endlosen Schlangen von Campingplatz zu Campingplatz, nehmen millimetergenau ihren vorgebuchten Stellplatz ein, stellen ihre Stühle und Schirme raus, hocken sich zwischen die beiden Nachbarmobile und schlürfen ihren Kaffee aus Plastikbechern.
Die Männer diskutieren über Abwasserpumpen, die Frauen über pflegeleichte Teppichböden. Was ist mit den Menschen los? Sehnsucht nach Nomadenleben? Flucht vor Viren? Selbstverwirklichung? Schwarzgeld unterbringen? Verschollen geglaubte Freunde von mir riefen mich plötzlich letztens an und fragten mich, wie es mir um Himmels Willen ginge und ob ich noch in dem Haus mit dem großen Garten lebte? Sie hätten ständig an mich gedacht, sich um mich gesorgt, unendliche Sehnsucht entwickelt und wollten mich um jeden Preis wiedersehen. Gestern rollten sie mit ihrem neuen Wohnmobil um die Ecke. Erst fragten sie nach einer Steckdose, dann nach einer Fäkaltankentsorgung und danach, ob sie ein paar Tage im Garten neben dem Apfelbaum stehen könnten. „Obst kostet extra“, habe ich gesagt.