Maskenball

Als die Maskenpflicht ausgerufen wurde, ging ich in meine Apotheke und wollte eine kaufen. Der Apotheker meinte, schön wär´s. Die wenigen die er hatte, seien längst ausverkauft, und die, die er bestellt hat, sind noch nicht da. Lieferdatum unbekannt. Kommen aus China, wie alles, heutzutage. Ich bedankte mich und zog mir vorläufig alternativ meinen Schal übers Gesicht. Als ich damit meine Bankfiliale betrat, hoben alle die Hände hoch. „Corona!“ erläuterte ich mein Outfit, bevor sie den Alarmknopf drücken konnten. Zur gleichen Zeit nähten in meinem Dorf geschäftstüchtige Frauen im Akkord aus alter Bettwäsche oder ausrangierten Hemden und Blusen Masken. Nachts schlichen sie um den Altkleider-Container und angelten sich geeignete Reststoffe heraus. An einer Maske glaubte ich gar, eine alte, abgetragene Unterwäschekollektion von mir wiederzuerkennen. Witzige Schneiderleins kreierten Masken mit Fratzen, Figuren oder einfach nur lachenden Smiley-Mündern, andere druckten ihr Firmenlogo oder einen lustigen Text drauf, z.B.: „Küssen verboten“ oder „Fresse!“ Inzwischen verfüge ich über ein Sortiment Masken, die ich je nach persönlicher Stimmung anlege. So kann man schon mal an meiner Vermummung erkennen, wie ich drauf bin. Apropos erkennen, ein Bekannter von mir sammelt weggeworfene Masken von der Straße, wäscht sie und trägt sie weiter auf. So habe ich erkannt, was er für ein unfassbarer Geizhals ist. Corona sei Dank.